Artikel mit dem Tag "Alltag"



Leben · 03. Juli 2020
Wer von ignis sacer, dem Heiligen Feuer, befallen war, glaubte, innerlich zu verbrennen. Finger, Zehen, ganze Gliedmaßen wurden taub, verfärbten sich schwarz und fielen schließlich ab. Wer nicht an Infektionen starb, dem blieb nur ein elendes Leben. Lange hielt man das Heilige Feuer für eine ansteckende Krankheit, da sie stets lokal begrenzt und gehäuft auftrat. Aber das Heilige Feuer war keine Seuche, sondern eine Vergiftung mit dem Mutterkornpilz. Der Tod kam im Herbst mit der Getreideernte.

Anmerkungen · 05. Mai 2020
Was haben Donald Trump und Karl der Große gemeinsam? Sie machen die Nächte durch - arbeitend versteht sich.

Essen & Trinken · 17. April 2020
Früher war mehr Bier - Bier am Morgen, am Mittag und am Abend. Dann eroberte der Kaffee Europa und machte die Menschen wacher und nüchterner - jedenfalls die, die es sich leisten konnten. Endlich ein Genussmittel, das perfekt zum Arbeitsethos der aufstrebenden Schicht des Bürgertums passte.

Leben · 23. März 2020
Ein Virus lässt unsere Welt stillstehen. Klopapier wird rationiert, Nudeln sind knapp und Tomatendosen aus. Offensichtlich hat die Menschheit beschlossen, ihre letzten Tage Pasta essend auf dem Klo zu verbringen. Kann man machen, muss man aber nicht. Blicken wir in vergangene Zeiten, in denen man sich entscheiden musste, ob man als Kranker lieber einem Arzt oder einem Heiligen vertraute. Besonders erfolgversprechend war beides nicht. Da haben wir es besser. Das hat doch auch etwas Tröstliches.

Essen & Trinken · 08. März 2020
Als das Beil des Scharfrichters den Hals von Sir Walter Raleigh durchtrennte, glomm noch die Tabakspfeife in seinem Mund. Genuss bis zum letzten Atemzug. Oder es war ein letzter Gruß des Lebemanns und Abenteurers an König James I., der Raleigh 1618 aufs Schafott geschickt hatte. Denn James war ein erklärter Feind des blauen Dunstes, jenes stinkenden, schwarzen Höllendampfes, der Gehirn und Lunge schädige, zu Laster und Müßiggang verführe. Vorausgesetzt die Geschichte von Raleighs Pfeife stimmt.

Anmerkungen · 02. März 2019
Fragt man Kinder nach dem schönsten Tag des Jahres, dann werden die meisten ihren Geburtstag nennen. Kaum etwas ist befriedigender als einen ganzen Tag im Mittelpunkt zu stehen, Geschenke zu bekommen, das Lieblingsessen, ein Geburtstagsständchen und so weiter. Da kann Weihnachten nicht mit, obwohl es streng genommen ja auch eine Geburtstagsfeier ist, aber eben nicht die eigene. Nicht zu allen Zeiten nahm man den eigenen Geburtstag so wichtig wie wir es heute tun.

Anmerkungen · 03. Februar 2019
Bestimmen Vornamen tatsächlich das Leben? Ganz so dramatisch ist es wohl nicht, aber die Wahl des rechten Namens für den Sprössling stellte die Eltern schon immer vor eine Herausforderung. In Zeiten, in denen der Mensch im abendländischen Europa nur einen Namen trug, musste man alle relevanten Informationen in diesen Namen packen. Lediglich die pragmatischen Römer machten es sich einfach. Zumindest, wenn es sich bei dem Kind um ein Mädchen handelte.

Essen & Trinken · 07. Dezember 2018
Zucker gibt es in Mitteleuropa erst seit etwas mehr als 1000 Jahre. Man verwendete die kostbaren Kristalle sparsam, als Gewürz oder Medizin. Erst mit dem großflächigen Anbau von Zuckerrohr in den Kolonien wurde aus dem süßen Stoff ein Produkt für die Massen. Die waren in Zeiten der Mangelernährung dankbar für den schnellen Energielieferanten.

Antike · 04. Mai 2018
Marcus Antonius und Kleopatra, das Skandalpaar der Antike, vertrieben sich die Zeit gerne mit Angeln. Allerdings war Kleopatra des frischen Fisches bald überdrüssig, also ließ sie ihrem Liebhaber durch einen Taucher getrocknete Fische an den Haken hängen, damit er ihr bessere Beute präsentiere: Städte, Königreiche, Kontinente. Ja, die Römer hatten nicht nur ein Faible für Eroberungen, sondern auch für Fische.

Religiöses Leben · 12. Januar 2018
Johannes von Gorze gehört zu den interessanteren Persönlichkeiten der Ottonenzeit. Aus einfachen Verhältnissen stammend, stieg er bis zum Abt des Klosters Gorze auf. Das war schon ungewöhnlich, denn solche Posten waren eigentlich dem Adel vorbehalten. Ein Bauernsohn als Abt - da musste manch einer aus guter Familie schlucken. Man merkt das an kleinen Bemerkungen in der Lebensbeschreibung des Johannes, geschrieben von einem ehemaligen Mitbruder. Aus dem Leben eines Aufsteigers - Teil 1.