Wer von ignis sacer, dem Heiligen Feuer, befallen war, glaubte, innerlich zu verbrennen. Finger, Zehen, ganze Gliedmaßen wurden taub, verfärbten sich schwarz und fielen schließlich ab. Wer nicht an Infektionen starb, dem blieb nur ein elendes Leben. Lange hielt man das Heilige Feuer für eine ansteckende Krankheit, da sie stets lokal begrenzt und gehäuft auftrat. Aber das Heilige Feuer war keine Seuche, sondern eine Vergiftung mit dem Mutterkornpilz. Der Tod kam im Herbst mit der Getreideernte.
Karl der Große liebte die Frauen. Mochte die Kirche auch Keuschheit fordern, Karl scherte sich nicht darum. Wir wissen von fünf Ehefrauen und mindestens fünf Konkubinen. Vermutlich waren es mehr. Genau lässt sich das nicht mehr feststellen, denn Konkubinen waren nur dann einer Erwähnung wert, wenn sie Kinder geboren hatten. Die Zeitgenossen nahmen das lockere Sexualleben des Kaisers ziemlich gleichmütig hin. Niemand übte an Karl dem Großen zu seinen Lebzeiten offen Kritik.
Früher war mehr Bier - Bier am Morgen, am Mittag und am Abend. Dann eroberte der Kaffee Europa und machte die Menschen wacher und nüchterner - jedenfalls die, die es sich leisten konnten. Endlich ein Genussmittel, das perfekt zum Arbeitsethos der aufstrebenden Schicht des Bürgertums passte.
Ein Virus lässt unsere Welt stillstehen. Klopapier wird rationiert, Nudeln sind knapp und Tomatendosen aus. Offensichtlich hat die Menschheit beschlossen, ihre letzten Tage Pasta essend auf dem Klo zu verbringen. Kann man machen, muss man aber nicht. Blicken wir in vergangene Zeiten, in denen man sich entscheiden musste, ob man als Kranker lieber einem Arzt oder einem Heiligen vertraute. Besonders erfolgversprechend war beides nicht. Da haben wir es besser. Das hat doch auch etwas Tröstliches.
Als das Beil des Scharfrichters den Hals von Sir Walter Raleigh durchtrennte, glomm noch die Tabakspfeife in seinem Mund. Genuss bis zum letzten Atemzug. Oder es war ein letzter Gruß des Lebemanns und Abenteurers an König James I., der Raleigh 1618 aufs Schafott geschickt hatte. Denn James war ein erklärter Feind des blauen Dunstes, jenes stinkenden, schwarzen Höllendampfes, der Gehirn und Lunge schädige, zu Laster und Müßiggang verführe. Vorausgesetzt die Geschichte von Raleighs Pfeife stimmt.
Um das Jahr 395 hatte Arsenius genug vom üppigen Leben am Hof des Kaisers Theodosius und zog sich in die Einsamkeit der ägyptischen Wüste zurück. Dachte er jedenfalls. Doch die heiligen Männer der Wüste waren ein beliebtes Reiseziel betuchter römischer Damen. Der sich von so viel Weiblichkeit gestört fühlende Arsenius fürchtete, der Ozean werde sich „in eine Landstraße für Tausende von Weibern verwandeln“, alle unterwegs, um ihn zu sehen. Und an allem war Helena schuld.
„Ich will keine Schokolade, ich will lieber einen Mann“, schmetterte Trude Herr Ende der 50er Jahre. Da war aus der bitteren Speise heidnischer Götter schon längst zuckersüße Milchschokolade geworden, ein Produkt, das sich in erster Linie an Frauen und Kinder richtete. Man kann das als Verfall des guten Geschmacks beklagen oder aber die Demokratisierung eines Luxusartikels begrüßen, den sich im 20. Jahrhundert fast jeder in der industrialisierten Welt leisten konnte.